«…para que su arte cobre vida».
„…damit Eure Kunst lebendig wird.“
Der Anspruch der Kunst, ihre eigenen Grenzen zu sprengen, hat immer schon zu ihrer Weiterentwicklung beigetragen. Die Werke dieses Konzerts mit den beiden Gitarristen Julian Croatto und Markus Hochuli sind durchdrungen von diesem Anspruch, etwas Neues zu schaffen und für dieses Ziel alle Grenzen zu überschreiten. Dabei spielen in unterschiedlichem Ausmass auch aussermusikalische Einflüsse eine Rolle.
Bereits Ende des 16. Jahrhunderts gab es insbesondere in Venedig überzeugende Versuche, die Interpret*innen eines Stücks so im Raum zu verteilen, dass über eine extreme stereophonische Wirkung eine neue Raumerfahrung möglich wurde. Alessandro Piccinini (1566-1638) übertrug dieses Kompositionsprinzip auf zwei Lauten. In der Übertragung auf zwei Gitarren werden wir das Publikum in die Mitte nehmen.
„Salut für Caudwell“ (1977) von Helmut Lachenmann ist ein Ausnahmestück in der ganzen Gitarrenliteratur. Nie hat ein Komponist die so konsequent auf ihre unbekannten und unentdeckten Seiten erforscht. Auch heute, fast 50 Jahre nach der Entstehung, bringt dieses Werk die Interpreten an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Die Gitarristen müssen einerseits die Gitarre von Grund auf neu lernen, um ihren Fähigkeiten eine extrem differenzierte Geräuschpalette hinzufügen. Andererseits müssen sie während dem Gitarrenspiel einen Text von Christopher Caudwell (1907 – 1937) rezitieren, der mit (klassen-)kämpferischem Impetus die gesellschaftlichen Voraussetzungen einer zukunftstauglichen Kunst postuliert.
Mit welcher Musik kann man ein Werk kombinieren, das in der Gitarrenliteratur beispiellos bezüglich Extravaganz, Anspruch und Qualität ist? Wir haben uns dafür entschieden, von Erik Satie (1866-1925) das legendäre Werk „Sports et Divertissements“ in einer Bearbeitung für zwei Gitarren zu spielen. Original 1914 für Klavier komponiert, ist „Sports et Divertissements“ ein Multimediastück avant la lettre. Es besteht aus 21 Miniaturen, die in knappen Gesten eine Sportart oder einen Zeitvertreib (ein Divertissement) karikieren. Die Auswahl der Themen reicht vom Golfen über den Flirt bis zur Wasserrutschbahn. Dazu schrieb Satie bissig-absurde Bemerkungen.
Entgegen Saties Anweisung, diese Texte nicht zu lesen, werden wir diese zusätzlichen Texte während dem Spielen auf französisch vorlesen, so dass wir wie bei Lachenmanns „Salut“ gleichzeitig spielen und sprechen.
Die farbigen Bilder, die der Zeichner Charles Martin zur Erstaufführung beigesteuert hat, werden wir während der Aufführung projizieren, ebenso einige Beispiele von Saties stupender Kalligrafie.
Auch wenn die Stücke von Lachenmann und Satie nicht unterschiedlicher sein könnten, so treffen sie sich doch in der Kritik der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, in ihrer Extravaganz, im Einbezug außermusikalischer Elemente und in ihrer Qualität.
Konzerte 2025
Donnerstag, 1.5 um 17:00 Uhr
Stadtfelder Schlossküche
Steinigstraße 12A, 39108 Magdeburg, Deutschland
Samstag, 10.5 um 19:30 Uhr
Zentrum Karl der Grosse
Kirchgasse 14, 8001 Zürich, die Schweiz
Freitag, 9.5 um 20:00 Uhr
Alte Turnhalle
Turnhallenstraße 9, 8620 Wetzikon, die Schweiz
Sonntag, 11.5 um 18:00 Uhr
Marktgasse 53, 8400 Winterthur, die Schweiz
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Markus Hochuli
Seine Ausbildung erhielt er in Winterthur und Karlsruhe. Sein Instrumentarium beinhaltet neben seinem Hauptinstrument, der klassischen Gitarre auch Theorbe (barocke Basslaute), elektrische Gitarre, Banjo, Mandoline und andere. Durch seine stilistische Vielseitigkeit ist er ein beliebter Kammermusikpartner für barockes Basso Continuo-Spiel. Da er sich gerne auf musikalisches Neuland begibt, vertrauen ihm aber auch zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten aus der ganzen Welt gerne ihre neuesten Werke an. So wurden ihm schon diverse Werke gewidmet. Seine Konzerttätigkeit führte ihn bisher in alle Nachbarländer der Schweiz, aber auch nach Dänemark, China, Japan, Südafrika, Aserbaidschan und in die Ukraine. Seine Tätigkeit wurde auf mehreren CD- und Radio-Aufnahmen dokumentiert.
Markus Hochuli unterrichtet unter anderem am Musikschule Konservatorium Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste.
In Wetzikon ist er Initiator und künstlerischer Leiter der Wetziker Fabrikkonzerte, in denen Fabrik- und Gewerberäume für eine Nacht in einen Konzertsaal verwandelt werden.
Julián Croatto
Der in Montevideo, Uruguay, geborene Gitarrist hat Konzerte in Argentinien, Brasilien, Deutschland, Ecuador, Italien, Österreich, Puerto Rico, der Schweiz, Spanien, Uruguay und den USA gegeben.
Er hat einen Abschluss in Music Performance an der Universidad de la República in Uruguay. In Berlin hat er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“und an der UdK Masterstudiengänge in Sologitarre und Neue Musik abgeschlossen. Er ist Doktorand in ‘Music, Performing Arts and STEM’ am Konservatorium von Mailand und Florenz.
Als Gitarrist und Mandolinist spielte er in den Nationalorchestern von Uruguay, den Orchestern des UdK und HfM Hanns Eisler, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und Mecklenburgischen Staatskapelle.
Mitglied des Núcleo Música Nueva de Montevideo, Ensemble ilinx – Studio für zeitgenössische Musik an der Universität der Künste Berlin, Ensemble Simón Bolívar für venezolanische Musik, Dúo Garufa – Tango, INALTU – lateinamerikanisches Musikkollektiv, neben anderen Gruppen, die seit 2008 in Montevideo und Berlin aktiv sind.